this post was submitted on 11 Dec 2023
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Ich mag es nicht, wenn das eine gegen das andere ausgespielt wird. Zumindest was kleine und mittlere Unternehmen angeht, braucht das Fußvolk sie genauso wie die Unternehmen das Fußvolk.
Man sollte daran denken, dass es nicht die komplette Wirtschaft ist, für die Lobbyarbeit gemacht wird, sondern es ausschließlich Konzerne und deren Trittbrettfahrer (aka Vetternwirtschaft) sind.
EDIT: und jetzt bitte gleich wieder reflexartiges runterwählen nicht vergessen, weil "der hat ja was halbwegs differenziertes gesagt, was nicht alle Firmen als raffgierige Vorboten der Hölle gleichsetzt!"
Kleine und mittlere Unternehmen sind anders als die großen Unternehmen deutlich schlimmer was z.b. Mitbestimmung, Betriebsräte, Tarifbindung und auch was Steuerhinterziehung oder schlechte Arbeitsbedingungen angeht, das ist ja das ironische. Die Schützen sich damit, dass sie ja "eine Familie sind" und ja nicht reguliert werden da sie ja Tradition haben und sonst alle Pleite gehen. Und beschweren sich dann, wenn sie keinen Nachwuchs mehr haben Daher nein, gerade die KMUs leben in Wildwest während die großen industriellen noch das Erbe der korporatistischen sozialpartnerschaftlichen Nachkriegs- und Willy-Brandt-Zeit erlebt haben. Klar gibt es Ausnahmen davon, aber die Statistiken dazu sind eindeutig
150 Mitarbeiter, in den letzten 5 Jahren Anzahl verdoppelt. Bei mir gibt es neue Arbeitsverträge für alle, um sich zu professionalisieren und allen den gleichen Arbeitsvertrag zu geben. Wurde letzten Monat groß angekündigt das niemand damit schlechter gestellt sein wird.
Bonus gibt es nicht mehr, nach dem groß geprahlt würde das es das umsatzstärkste Jahr war in der Geschichte. Immerhin wird der Durchschnitt der letzten 3 Jahre auf das Gehalt umgelegt. Netter Effekt ist das damit der Bonus von 2023 gespart wird. Ich weiß kein Anrecht auf Boni und so, bitter ist der Geschmack dennoch. Vor allem nach dem sich die GF so gefeiert hat.
Gleitzeit Regelung wurde entflixibilisiert auf maximal 1 Gleittag pro Monat, halbe sind noch erlaubt. Sie dürfen außerdem nicht mit Urlaub Kombiniert werden. Man darf eh nur 24h im Plus sein maximal, weiß nicht was die Regelung soll.
Die Stimmung ist dementsprechend schlecht. Im Flurfunk haben einige gesagt auch die Belegschaft sollte sich vielleicht professionalisieren z.B. mit einem Betriebsrat, aber Mal sehen.
Also ich habe mein halbes Leben mit KMUs und Konzernen verbracht, von Lagerhalle bis Vorstandsetage. Ich kann absolut nicht den Eindruck bestätigen, dass KMUs schlimmer sind als Konzerne. Die politische Lobbyarbeit, die auf diesen Ebenen getätigt wird, ist so viel schlimmer als alles, was ich in kleinen Unternehmen gesehen habe.
Es ging ja auch darum, den Unterschied deutlich zu machen. "Die Wirtschaft" ist einfach ein unifizierter Kampfbegriff, ich möchte einfach, dass hier differenzierter klargestellt wird, wo und bei wem das Problem liegt und wo nicht.
Wenn man nicht "reflexartig" runtergewählt werden möchte, sollte man vielleicht nicht Blödsinn posten. "Vetternwirtschaft" ist das Grundprinzip in kleinen und mittleren Unternehmen. Die sind nämlich üblicherweise in Familienbesitz, und längst nicht so reguliert wie große Konzerne. Deshalb besteht der "Mittelstand", von dem in Deutschland bei Unternehmen immer fabuliert aus, auch gern aus Familienunternehmen mit Multi-Million oder -Milliarden. Die sind nicht besser als die Großkonzerne, wo gern nur für die Aktionäre bis zur nächsten Bilanz gedacht wird. Die können nur dank Privatbesitz, mehr direktem Einfluss und weniger Kontrollinstanzen längerfristig planen und dabei immer noch unverschämt reich werden. Und bei denen hörst du nicht davon, von den meisten hast du namentlich noch nicht mal gehört, weil man mit genug Geld halt auch Privatsphäre kaufen.
Du machst leider gerade genau das, was ich befürchtete, denn du scherst hier wieder sogar mit Ansage alles über einen Kamm. Ich spreche von KMUs, nicht von Multi-Millionen-Betrieben. Gemeint sind kleine Läden, Handwerker, Dienstleister aller Art und maximal solche die vielleicht 200 Beschäftigte haben. Laut Statistischem Bundesamtes arbeiten da etwa die Hälfte der Menschen in Deutschland, aber der Umsatz beträgt gerade mal ein Viertel des gesamten Umsatzes.
Und hier muss man auch wieder differenzieren zwischen Kleinstunternehmen und Kleinunternehmen. Gerade erstere haben aktuell wie auch sonst hart zu kämpfen und oft überleben nur die, die sich den Konzernen irgendwo einfügen und unterordnen. Da stecken absolut keine Gemeinsamkeiten drin und Lobbyismus oder Vetternwirtschaft oder wie auch immer man das nennen möchte, ist hier vermutlich eher ein selektives, aber kein strukturelles Problem.
Wenn man aber rumschimpft und dabei alles als "die Wirtschaft" generalisiert, weil sich der Bahnvorstand gerade Millionen auszahlt, dann ist das eine unfaire Verallgemeinerung und in meinem Augen kein "Blödsinn", aber danke für den Vorschlag.
Ich hab es erwartet, dass diese Reaktion so eintritt. Man darf auf Lemmy oder der Plattform ohne Namen zwei Dinge nicht machen: die Post als unsicher kritisieren oder darauf hinweisen, dass Selbstständige auch einfach normale Menschen mit Idealen und ohne Hörner sein können.
Natürlich sind Selbständige ganz normale Menschen mit Idealen und ohne Hörner. Das gilt auch für Konzernlenker. Aber abgesehen von ihren sonstigen Idealen haben alle Menschen vor allem Interessen. Und dabei geht es zu allererst um Geld.
Je weniger ein Arbeitgeber seinen Angestellten zahlt, desto besser für ihn. Je mehr einem Angestellter für seine Arbeit bezahlt wird, desto besser für ihn.
Du siehst, die Interessen sind es, die gegensätzlich sind, völlig unabhängig ob es um Konzerne oder kleine Unternehmen geht oder ob irgendeine handelnde Person Hörner hat oder nicht.
Wenn Immobilienpreise und Mieten steigen, dann ist das erstmal eine gute Nachricht für alle Menschen mit Immobilienbesitz.
Wenn die durchschnittlichen Gewinne der Großunternehmen genauso viel oder mehr gestiegen sind, kann es ihnen egal sein. Wenn die Gewinne der mittelständischen Unternehmen genauso viel oder mehr gestiegen sind kann es auch ihnen egal sein. Wenn Unternehmen, egal ob Weltkonzern oder Architekturbüro, nicht mehr Geld einnehmen, dann leiden sie unter den höheren Immobilien-Kosten.
Auf der privaten Seite leiden alle unter steigenden Mieten. Besonders natürlich die, die sich die neuen Mieten nicht leisten können.
Und keiner, weder der Kleinunternehmer noch der Konzernchef gibt ihnen mehr Geld, nur weil sie es brauchen. Großzügig gibt es nur Ratschläge, z.B. aus der Stadt rauszuziehen oder sich einen besseren Job zu suchen.
Das Geld das sie brauchen zahlt man ihnen nur wenn es nicht anders geht, wenn die Belegschaft gewerkschaftlich gut organisiert ist oder der Kapitalist (übrigens ein ganz normaler Mensch mit Idealen und ohne Hörner) für weniger als das Nötige keine Angestellten findet.
Nicht ganz. Es gibt mehrere Studien dazu, die belegen, dass eine hohe Position in einem Konzern eine höhere Wahrscheinlichkeit für narzisstisches Verhalten birgt, da dieses die Beförderung begünstigt. Natürlich lässt sich das auch bei kleinen Unternehmen nicht ausschließen, aber die eigentlichen Karriereopportunisten wie im Konzern werden sich hier aufgrund der mangelnden Möglichkeiten einfach nicht aufhalten.
Desweiteren sprechen wir hier doch von einem gewaltigen Unterschied zwischen Lenkungsposition und normalem Menschen: ein vergleichsweise astronomisches Gehalt. Natürlich sind da andere Intentionen am Werk als beim Schuhverkäufer um die Ecke, dem es auch immer um den Laden und die Existenz geht. C-Levels sind nicht selten eingekauft und wandern von Konzern zu Konzern, die müssen sich nicht viel um diese Grundängste sorgen.
Ja, das ist die Milchmädchenrechnung, die man aber schnell vergisst, wenn man ein eigenes Geschäft führt und merkt, wie wichtig es ist, zufriedene Mitarbeiter zu haben. Das Gehalt ist der einfachste Hebel hier. Wenn ich meine Mitarbeiter schlecht bezahle, sind sie weg und dann schneide ich mir ins eigene Fleisch, mitsamt ihrem Projektwissen. Also ist das alles ganz und gar nicht besser für mich.
Das und der nachfolgende Absatz haben damit meiner Ansicht nach wenig zu tun. Das eine ist Besitz, das andere Erwerb.
Und diese Konklusion heißt ja dann umgemünzt doch wieder: Selbstständige tun alles, um nichts bezahlen zu müssen, um den eigenen Standard zu erhöhen. Also sind wir doch wieder beim Bild des egoistischen Kapitalisten, dem andere egal sind. Ich kann's dir nur sagen: das ist ein falsches und völlig überzogenes Stereotyp.
Ja, es geht um Geld - natürlich! Aber wozu dient es? Zum Beispiel zur Sicherung der Arbeitsplätze, um neue Projekte und damit neues Einkommen zu generieren oder um vielleicht auch den einen größeren Kunden zu gewinnen, der dann Gehaltssprünge für die Belegschaft erlaubt. Das ist es, wie die meisten der Kleinstunternehmer, die ich so kenne, denken.
Als Arbeitnehmer kannst du dir überlegen, ob du lieber Lenkungswirkung hast in einem kleinen Betrieb oder nichts zu sagen in einem großen Konzern gegen Kompensation mit Geld. Kein Richtig und kein Falsch hier, das ist eine komplett persönliche Entscheidung. Gleiches gilt für viele Selbstständige. Die müssten das nicht, viele könnten auch einfach irgendwo arbeiten, sogar für besseres Geld. Aber genau das ist ja der Punkt, dass man das tut, um sich eben von dieser Geschichte mit der bösen Wirtschaft und dem armen Fußvolk zu emanzipieren.
Und ja, es gibt natürlich auch Gegenbeispiele. Gibt es immer. Es gibt auch fliegende Fische und gute Konzernchefs. Also warum machen wir dann diese altbackene Unterstellung und spielen ständig Menschen gegen Menschen aus? KMUs sind doch kein Gegenspieler des sozialen Gefüges.