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Viel wurde zuletzt in München über die Bierruhe gesprochen, gemünzt auf den Fußballer Harry Kane, der ein Tor nach dem anderen schießt. Doch mit der damit gemeinten Gemüts- oder Seelenruhe ist es aus und vorbei in der Stadt, seit der Grüne Dominik Krause Bürgermeister geworden ist und sein neues Amt zum Anlass genommen hat, auf Instagram ein Interview zu geben. Seither ist die Lage bierernst, wie Krause selbst schon erkannt hat. Denn der Zweite Bürgermeister der Stadt hat das Münchner Oktoberfest als die "weltweit größte offene Drogenszene" bezeichnet.

Die damit flugs zu den größten Dealern Münchens erklärten Wiesnwirte ließen sich das nicht gefallen. "Hier wird vermittelt, dass auf der Wiesn große Mengen Drogen konsumiert werden, das ist falsch! Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen Haschisch rauchenden Personen und fröhlich feiernden Wiesn-Besuchern", schrieben die Sprecher Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel am Montag in einer Mitteilung. "Hier werden sieben Millionen Besucher mit Drogenkonsumenten gleichgesetzt und diskreditiert." Wenn man ihre Gäste zur offenen Drogenszene zähle, "dann ist das absurd und auch eine Beleidigung für die Münchner Stadtgesellschaft".

Krause hatte am Samstag auf dem Instagram-Kanal "Münchner Gesindel" auf die Frage, wie er zur Cannabis-Legalisierung stehe, geantwortet: "Wir leben in der Stadt mit der weltweit größten offenen Drogenszene, nämlich dem Oktoberfest, und deswegen finde ich, wenn man das in der Stadt hat, dann muss man beim Thema Legalisierung genauso klar sein." Der Genuss von Alkohol und Cannabis sei aus seiner Sicht vollkommen in Ordnung, beides sollte aber in einem angemessenen Rahmen passieren.

Krause wurde Ende Oktober zum Bürgermeister gewählt und sagte damals, dass er seine Rolle nun neu finden müsse. Lockere Interviews können da kontraproduktiv sein, das musste er nun gleich zum Start lernen. Man müsse die Aussage nicht so "bierernst" nehmen, meinte Krause selbst am Montag. Er gehe selbst gerne auf die Wiesn, er habe nur auf einen entscheidenden Unterschied hinweisen wollen. "Trinken ist gesellschaftlich akzeptiert, Cannabis dagegen wurde lange Zeit verteufelt."

Das gilt heute noch, wenigstens bei den Wirtesprechern. "Wer Cannabis mit Hopfen verwechselt - bei dem ist vermutlich schon Hopfen und Malz verloren", schreiben sie. In den "Wogen der Empörung" scheint auch bei ihnen etwas verrutscht zu sein. "Bier ist keine Droge", schreiben sie. Da sollten sie vielleicht mal abends um zehn in und vor ihre Zelte schauen. Möglicherweise könnten sich alle Beteiligten ein Beispiel am Fußballer Kane nehmen. Aufregung schießt keine Tore, das weiß der schon lange

top 49 comments
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[-] [email protected] 154 points 8 months ago

Hier wird vermittelt, dass auf der Wiesn große Mengen Drogen konsumiert werden, das ist falsch! Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen Haschisch rauchenden Personen und fröhlich feiernden Wiesn-Besuchern

Erst mal mitten im Text nochmal nachgeschaut ob das nicht doch vom Postillion war.

[-] [email protected] 42 points 8 months ago

Herrlich diese Doppelmoral.

[-] [email protected] 48 points 8 months ago

Laut diesem Artikel argumentieren die Wiesen-Wirte auch damit, dass auf den Wiesn ja auch viele Familien mit Kindern sein.

Klassiker: Exzessiver Alkoholkonsum von Kindesbeinen an normalisiert, aber bei der Legalisierung soll doch mal auch jemand an die Kinder denken...

[-] [email protected] 121 points 8 months ago

Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen Haschisch rauchenden Personen und fröhlich feiernden Wiesn-Besuchern”,

Das stimmt schon, aber eher andersrum als die Wirte das gemeint haben.

[-] [email protected] 65 points 8 months ago

Wieso? Prügeleien, Sexuelle Übergriffe, öffentliches Urinieren, Übergeben und Korpulieren sind doch alles gute bayerische Kulturgüter.

[-] [email protected] 36 points 8 months ago

Ja mei, das gehört halt dazu wenn man ausgelassen ist. Besser als nur zu Hause auf der Couch abzugammeln, Family Guy zu gucken und Pizza zu essen wie diese ganzen nichtsnutzigen Kiffer. Das ist ja gar nicht so schön gesellig und man kann gar nicht richtig zu Blasmusik schunkeln und Unmengen Geld für überteuertes Essen und Bier ausgeben!

[-] [email protected] 15 points 8 months ago

(...oder sich ungewollt reproduzieren...)

[-] [email protected] 7 points 8 months ago

Ja mensch irgendwo müssen halt neue Bayern herkommen. Und nüchtern machen das ja immer weniger Leute mit

[-] [email protected] 101 points 8 months ago

Bier als Kulturgut ist völlig ok, aber das heißt noch lange nicht, dass Alkohol keine Droge ist.

Komische ansichten, die die Brauersmenschen und Wiesenversntwortliche da haben.

[-] [email protected] 15 points 8 months ago

In anderen Ländern ist der Alkoholkonsum halt deutlich zurückgegangen, nachdem Cannabis legalisiert wurde. Für diese Wirte geht es ums Überleben!

[-] [email protected] 4 points 8 months ago

Wenn man Alk verkaufen kann, dann wohl auch Bubatz

[-] [email protected] 83 points 8 months ago

Er hat vollkommen Recht. Natürlich wollen das die rechtskonservativen CSU/FW Typen nicht zugeben.

Selbstbetrug hat im Katholizismus aber Tradition. Das fängt schon beim Fasten der Mönche im Mittelalter an, wo dann ertränkte Tiere als „Fisch“ deklariert wurden…

[-] [email protected] 37 points 8 months ago

vergiss nicht die Maultaschen - Herrgottsbescheißerle genannt

[-] [email protected] 3 points 8 months ago

Oder den Biber.

[-] [email protected] 78 points 8 months ago

Stell dir vor, du sagst als Bürgermeister in Bayern etwas gegen Bier und musst dich dafür rechtfertigen. Naja, im Mittelalter hätten sie ihn wahrscheinlich direkt aus der Stadt vertrieben. Immerhin etwas.

[-] [email protected] 93 points 8 months ago

So ist das nunmal, wenn man Leute mit Drogenproblem auf selbiges anspricht.

[-] [email protected] 9 points 8 months ago

... wenn sich Dealer den Schuh anziehen.

[-] [email protected] 57 points 8 months ago

Das Schlimme ist, das er nicht einmal etwas gegen Bier gesagt hat. Er hat es nur faktisch korrekt als eine Droge benannt.

[-] [email protected] 5 points 8 months ago

Aber Drogen sind böse und Bier ist gut, daher ist Bier keine Droge! /s

[-] [email protected] 5 points 8 months ago

Ich glaube, dass die Aussage überall in Deutschland Empörung hervorrufen würde. Ausnahme vielleicht Berlin oder so.

[-] [email protected] 4 points 8 months ago

Funfact: Im Mittelalter war es in Städten meist sinnvoll und üblich schon als Kind Bier zu trinken. Es hatte weniger Keime. :)

[-] [email protected] 11 points 8 months ago* (last edited 8 months ago)

Dieses Bier hatte allerdings einen Alkoholgehalt, über den man heute besoffen lachen würde.

PS: Und Wasser hatte man durchaus, aufm Land per Fluss und Bach, vielleicht auch Brunnen, in den Städten eher per Brunnen und Flüssen/Kanälen.

[-] [email protected] 4 points 8 months ago

jap. Aber Wasser konnteste damals nicht ordentlich konservieren.

Gibt genug Bilder von Schiffen, die Trinkwasser mitgenommen haben, in dem sich dann aber nach wenigen Tagen/Wochen Grünspan gebildet hat, wodurch es ungenießbar wurde. Bier, Wein und andere alkoholhaltige Getränke dagegen konnte man problemlos in Holzfässern mitnehmen und weiterhin trinken.

[-] [email protected] 4 points 8 months ago* (last edited 8 months ago)

Das mit dem Konservieren auf lange Zeit stimmt und ist auch ein wesentlicher Grund für den Bierkonsum, auch wenn das Bier eben sehr niedrigprozentig war.

[-] [email protected] 5 points 8 months ago

Das ist auch so ein Blödsinn, den man immer wieder liest. Aber frag mal, womit die Brauer ihr Bier gebraut haben. Mit dreckigem Wasser geht das schon mal nicht.

[-] [email protected] 4 points 8 months ago

jein. Man hat sich des gleichen Quell- oder Flusswassers bedient.

Der Unterschied beim Bier ist halt, dass man den Sud mehrmals aufgießt, Schwebstoffe rausfiltert und am Ende durch die Vergärung Alkohol entsteht. Letzterer ist effektiv ein Desinfektionsmittel, mit dem Krankheitserreger abgetötet werden. Zwar im Bier in einer enorm niedrigeren Konzentration als bspw. im Sagrotan, aber dafür wirkt der Alkohol auch nicht nur ein paar Sekunden auf die Viren und Bakterien ein, sondern eben über Stunden oder gar Tage.

Man sollte allerdings noch hinzufügen, dass das Bier früher ein weitestgehend anderes Getränk war als heutzutage. Es war malziger, hatte weniger Alkohol (um die 2%) und war auch etwas dickflüssiger. Effektiv ähnelte es damals eher dem russischen Kwass - und war somit tatsächlich ein Grundnahrungsmittel.

Das es ein Genussmittel wurde, kam halt erst VIEL später.

[-] [email protected] 4 points 8 months ago

Außerdem wird Bier mehrmals erhitzt. Wie sagte mein Opa schon: Bier ist gesund, das ist was Gekochtes.

[-] [email protected] 4 points 8 months ago* (last edited 8 months ago)

Bimbam

Der Herr Bürgermeister lässt bekanntmachen, dass am Dienstag nicht in den Bach geschissen werden darf, weil am Mittwoch Bier gebrauet wird.

[-] [email protected] 4 points 8 months ago

Jetzt lass doch das Mittelalter in Ruhe :(

[-] [email protected] 2 points 8 months ago

Im Mittelalter war Bier auch weniger potent und dank des Alkohols(welcher das Bier desinfiziert) auch irgendwie gesünder als Wasser.

[-] [email protected] 72 points 8 months ago

"Wer Cannabis mit Hopfen verwechselt - bei dem ist vermutlich schon Hopfen und Malz verloren"

Ok aber Hopfen ist ein Hanfgewaechs. Cannabis und Hopfen sind beide Cannabaceae.

[-] [email protected] 22 points 8 months ago

Hopfen ist auch kein Brokkoli.

[-] [email protected] 10 points 8 months ago

HLI. Hab erstmal nachgeschaut, ob das stimmt, und tatsächlich. Hopfen ist ein Hanfgewächs und man kann Bier auch mit Cannabis brauen. Hopfen ist beim Bierbrauen nur aus Gründen der deutschen Tradition und wegen des Reinheitsgebots drin, aber es wurden früher auch andere Zusätze benutzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hanfbier

[-] [email protected] 2 points 8 months ago

Hanfbier

schmeckt allerdings gewöhnungsbedürftig... Ich bleib beim Hopfensaft.

[-] [email protected] 58 points 8 months ago* (last edited 8 months ago)

Konservative finden Fakten doof, das ist nichts neues. Aber in dieser absurden, postillonesken Offensichtlichkeit doch eher selten.

[-] [email protected] 38 points 8 months ago

Er hätte natürlich katholisch-konservativ-korrekt sagen müssen "Das, dessen Name nicht genannt werden darf".

Es ist schon lustig wie schnell politische Korrektheit gefordert wird, wenn das größte Massenbesäufnis der Welt beim Namen genannt wird.

[-] [email protected] 17 points 8 months ago

das sind halt diese "Passkatholiken" (aka.: Jene, die zwar Kirchensteuer zahlen und in die Kirche gehen, die sich den Idealen wie Nächstenliebe und Co. gewiss nicht verschworen haben und sie sogar eher mit Füßen treten)

[-] [email protected] 30 points 8 months ago

Sie hassten ihn denn er sprach die Wahrheit.

[-] [email protected] 12 points 8 months ago

Wenn das Kriterium von guten Drogen fröhlich feiernde Menschen sind, würden mir auch noch andere Drogen neben Hasch einfallen.

[-] [email protected] 11 points 8 months ago

Aufregung schießt keine Tore

Naja, in Politik und Medien eben schon.

Krause wurde Ende Oktober zum Bürgermeister gewählt und sagte damals, dass er seine Rolle nun neu finden müsse. Lockere Interviews können da kontraproduktiv sein, das musste er nun gleich zum Start lernen.

Ist das so, war das kontraproduktiv? Falls er dachte, er könne das einfach mal so casual droppen ohne Gegenwind, hat er sich wohl geirrt. Ansonsten lief doch alles wie man es auch hätte erwarten können.

[-] [email protected] 7 points 8 months ago
[-] [email protected] 8 points 8 months ago

Bin ich denn damit euer Feind geworden, dass ich euch die Wahrheit vorhalte?

[-] [email protected] 6 points 8 months ago

Bei den Kritikern gab es wohl ein Mischgetränk aus Bier und Lack, aber das wird ja zum Stammgetränk für die CSU/FW-Hälfte Bayerns

[-] [email protected] 4 points 8 months ago

In den “Wogen der Empörung” scheint auch bei ihnen etwas verrutscht zu sein. “Bier ist keine Droge”, schreiben sie.

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/31095/droge-alkohol/

this post was submitted on 06 Nov 2023
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