this post was submitted on 16 May 2025
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz
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founded 11 months ago
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Flugblätter, anonymes Lobbieren bei Meinungsmachern (im positiven, wie negativen Sinn), Piratensender, Informanten für investigative Journalisten, Schmuggel von Informationen ins Ausland, Vermummt bei Demonstrationen, Direkte Aktionen z.B. gegen Abschiebeknäste, Castortransporte, Braunkohletagebauten...
Wenn man sagt, bei politischen Belangen ist Anonymität kritisch, dann gilt das für alle Belange. Du kannst ja mal Menschen fragen, die sich als LGBTQ identifizieren und etwas älter sind, wie es so in Deutschland vor 30 Jahren war.
Wenn man die Offenlegung der Identität sicher ermöglicht, dann greift das genauso wenn z.B. die AfD in Deutschland die Macht ergreift und alle "Linksgrünen" in Lager stecken will.
Das letzte was wir brauchen sind noch mehr Überwachungsinstrumente. In dem konkreten Fall hätte man bei strafbaren Inhalten Anzeige erstatten können und darüber hinaus Youtube als Plattform in die Verantwortung nehmen können. Dann hätte man auch einen guten Beitrag gehabt, wenn auf diese Anzeigen nicht reagiert worden wäre.
Letztlich ist dann auch die Frage ob man Böhmermann, der z.B. den Macher des Ibiza-Videos aus Spaß oder Geltungssucht hat auffliegen lassen obwohl der journalistische Standard Quellenschutz wäre, zum Entscheider machen will, wer öffentlich denunziert werden soll und wer nicht.
Du sprichst einen wichtigen Punkt an. Aber es ist ein Unterschied, ob ich mich persönlich in meinem Umfeld engagiere, oder ob ich massenwirksam arbeite. Ob man mal auf eine Demo geht, ein Flugblatt tippt oder eine Ladung Sticker bestellt und verteilt.
Ab einem gewissen Engagement wird man immer öffentlich. Demos anmelden, als Ordner bei einer Demo auftreten, im Impressum einer Webseite stehen, als Ansprechperson in den Medien, wenn Rechnungen bezahlt werden etc.
Diese Art von Anonymität ist aber dennoch direkt und untrennbar mit dem Menschen verbunden, im Gegensatz zu den Möglichkeiten des Internets, insbesondere was Reichweite und mögliche Distanz betrifft.
Flugblätter muss man drucken lassen und verteilen, jetzt hat sozusagen jeder eine Printanlage auf dem Schreibtisch und ein potenziell globales Distributionsnetzwerk. Piratensender, physischer Schmuggel von information, Vermummung, Aktionismus, usw. Sind aber trotz Anonymität immer direkt mit der Person verbunden, sprich wenn man erwischt wird wird einem die Sturmhaube runter gezogen und notfalls ein Wangenabstrich gemacht. Nicht im momentanen zustand des Internets.
Ich verstehe und teile natürlich auch deine Besorgnis hinsichtich rechter Verfolgung von Opposition, und bin absolut für alternative Vorschläge offen, aber ich wüsste keine bessere, halbwegs die Privatsphäre-wahrende Lösung als die Schaffung einer zweiten anonymen, aber fest mit der echten identität verknüpften virtuellen ID.
So könnte man, entsprechend professionelle Umsetzung vorausgesetzt, beispielsweise garantieren dass alle Personen in einer Konversation individuelle, lebendige deutsche Staatsbürger und nicht russische botfarmen sind, würde dem medialen Diskurs sicher nicht schaden.
Vielleicht könnte man zukünftig sogar direktdemokratische Entscheidungsprozesse auf diese Weise abwickeln (ein bisschen utopisch im Neuland Internet, ich weiß).
Gegenargumente:
Auch aktuell lassen sich die meisten Leute im Notfall deanonymisieren, weil die technischen Voraussetzungen nicht geschaffen wurden. Es setzt erstmal ein relativ hohes Verständnis und Aufwand vorraus um auch vor Strafverfolgung anonym zu sein.
Im Fediverse scheitert das ganze spätestens, wenn sich eine Person mit ihrer anonymen ID auf mehreren Servern Accounts anlegt und sich damit amplifiziert. Sonst müsstest du ständig zwischen allen Servern alle anonymen Identitäten austauschen, was wiederum ein Alptraum für die Privatssphäre ist.
Wenn wir das für Kommentare, Blogeinträge & co. haben, dann dauert es keine 6 Monate, bis die CSU das für Pornoseiten und Killerspiele durchsetzt. Dann gehts weiter damit, wer z.B. nach der Möglichkeit zur Abtreibung, Harm Reduction bei Drogenkonsum oder Hilfsangebote für psychische Notsituationen sucht.
Wir haben ausnahmslos bei allen Überwachungsinstrumenten und Befugnissen in den letzten zwei Jahrzehnten erlebt, dass diese einerseits jenseits des gesetzlichen Rahmens missbraucht werden und andererseits, dass die Befugnisse ständig ausgeweitet werden.
Schließlich haben wir mit der Patientenakte gesehen, wie schlecht solche Vorhaben in Deutschland umgesetzt werden, was Datenschutz und IT-Sicherheit angeht. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis Russland die Identitäten zahlreicher deutscher Staatsbürger hat und dann die Botfarmen mit Gütesiegel weiterbetreiben kann.