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Sehr reflektierter Kommentar. Ich glaube allerdings nicht, dass sich diese Sichtweise durchsetzen wird. Die Nazi-Ideologie war nach dem Krieg isoliert, sie konnte nicht weiter legitim vertreten werden und niemand hätte es gewagt, sie als Freiheitskampf gegen den "imperialistischen Westen" zu betrachten. Leider sieht das bezüglich der Unterstützung der Hamas in großen Teilen der Welt anders aus.
Als die Nazis an die Macht kamen, lief um Deutschland kein stacheldrahtbewehrter Zaun mit Maschinengewehren. Das Land war trotz Versailler Vertrag in der Lage sich wirtschaftlich selbst zu organisieren und es war kein wesentlicher Teil der Bevölkerung Vertriebende. Es waren auch nicht über die Hälfte der Menschen in Deutschland erst nach der Machtübermahme überhaupt geboren.
Dieser Artikel ist ein ziemlich plumper Vergleich, der sich nicht mal den Anschein gibt, historische Zusammenhänge betrachten zu wollen, bevor er historische Vergleiche zieht.
Man sieht auch im späteren Umgang mit den Deutschen, einen massiven Unterschied. Anstatt das Land und die Menschen in den wirtschaftlichen Abgrund zu stürzen, wurde es mit tatkräftiger Unterstützung wieder aufgebaut und in die Gemeinschaft der Völker integriert. Dagegen sehen die westlichen Pläne für Gaza nur Schweigen und Wegschauen vor, während die israeliache Regierung offen Genozid oder Vertreibung der Palästinenser diskutiert.
Übrigens wurden Faschisten in zahlreichem Ländern als "Freiheitskämpfer gegen den Kommunismus" verklärt und demokratisch legitimierte soziale Regierungen von ebenjenem westlichen Imperialismus gestürzt, und grausamste Kriegsverbrechen und Genozide begangen. Auch in Deutschland und Italien wurden Naziterrorzellen als Partisanen vom CIA ausgebildet, um gegen mögliche Kommunisten zu kämpfen. Diese begangen dann z.B. in Italien Bombenanschläge mit hunderten Toten, um einen Wahlsieg der Sozialisten zu verhindern.
Gerade angesichts der menschenverachtenden Verklärung Henry Kissingers, die gerade auch in Deutschland stattfindet, könnte man die Chance nutzen, sich mal in die Perspektive all jener Länder zu versetzen, die unter westlichen Imperialismus gelitten haben und noch immer leiden. Vielleicht versteht man dann auch, warum die westlichen Narrative über Israel dort nicht überzeugen.
Doch. Und leider wurde auch der durchbrochen.
Es gab befestigte Verteidigungsanlagen an manchen Stellen. Es wurde aber bei weitem das Land nicht komplett abgeriegelt. Güter und Personen konnten unter den damals üblichen Bedingungen in und aus dem Land gelangen. Der Meerzugang an der Nord- und Ostseeküste war nicht blockiert und auch Flughäfen wurden emsig gebaut und betrieben.
Deutschland konnte auch ohne harte internationale Reaktion die Vereinbarungen zur Rüstungsbegrenzung brechen und sich für den 2. Weltkrieg aufrüsten, ohne die Materialen durch Tunnel schmuggeln zu müssen und behelfsmäßig zusammenzubasteln.
Die Menschen, die letztlich die Nazis in die Macht gebracht haben, lebten wesentlich freier, sicherer und mit höherem relativen Wohlstand, als die Menschen in Gaza es seit Jahrzehnten tun.
Nicht wirklich. Du unterschätzt wie arm Deutschland (bzw. eigentlich die ganze Welt) anfang der 1930er war. Das Durchschnittseinkommen lag damals bei ca. 1580 Reichsmark pro Jahr und Arbeitnehmer. Das wäre heute knapp 10.000 Dollar (in heutigen US Preisen). Da der größte Teil der Bevölkerung (Kinder, Alte, Hausfrauen, Arbeitslose...) nicht arbeitete wären das unter 5000 Dollar pro Kopf. Du kannst gern nach genaueren Zahlen suchen, aber die Größenordnung stimmt. Das Pro Kopf-Einkommen in Gaza war 2009 bei 3 100 Dollar.. Das entspricht heute 4500 Dollar. Die Lebensbedingungen sind also ziemlich genau auf dem selben Niveau.
Und genau deshalb tut Israel mit Gaza genau das, was man mit Deutschland 1933 hätte tun sollen. Das hätte viele Millionen Menschen gerettet.
Es geht um relativen Wohlstand. Und wie du sagst, ging es damals global ähnlich. In Israel und Gaza bzw in der Westbank buchstäblich in direkter Nachbarschaft sind auf der einen Seite Menschen mit sicherem Zugang zu allem und auf der anderen Seite Menschen, die nichtmal genug sauberes Wasser zum Trinken,geschweige denn für alle menschlichen Bedarfe haben.
Deutschland 1933 kurz und klein zu Bomben hätte aus deiner Sicht zu Frieden undSicherheit geführt? Ich glaube es hätte den Beginn eines Weltkrieges nur verschoben und zu noch mehr Gewalt geführt. Deswegen hat man das 1945 eben nicht gemacht, und es zu relativ stabilem Frieden in Kerneuropa geschafft.
Äh, du weißt schon wie der 2. Weltkrieg beendet wurde? Im Vergleich zu dem, was man in Deutschland und Japan gemacht hat, ist das Vorgehen der IDF wirklich extrem zurückhaltend.
Wenn Israel wie die Allierten vorgehen würde, hätten sie einfach am 8. Oktober eine taktische Nuklearwaffe (oder ein paar Tausend Tonnen Napalm, gleicher Effekt) über Gaza City gezündet und dann gesagt: "Bedingunslose Kapitulation, oder wir wiederholen das übermorgen".
Aber es stimmt: Gaza nur abzuschotten ist keine langfristige Lösung. Es verhindert, dass dort eine echte Armee aufgebaut werden kann, die Israel in seiner Existenz gefährdet, aber nicht es sorgt nicht für Frieden.
Was Gaza am ehesten helfen kann, ist was Deutschland und Japan geholfen hat und das war eine Kombination von zwei Dingen: Der totalen militärischen Niederlage und dem erfolgreichen Aufbau danach. Der erste Weltkrieg wurde in Deutschland leider nicht als Niederlage akzeptiert. Im Zweiten Weltkrieg hat man daher ganz bewusst eine bedingungslose Kapitulation verlangt und Deutschland und Japan komplett besetzt. Diese totale Niederlage war notwendig um die Bevökerung von der Sinnlosigkeit des Kriegs zu überzeugen. Das braucht man jetzt in Gaza vermutlich auch.
Danach muss man Gaza natürlich wieder aufbauen und weitaus bessere Perspektiven bieten als die Hamas es je konnte. Vielleicht schafft man das dadurch, dass muslimische Länder, die gute Beziehungen zu Israel haben, in Gaza die Polizei stellen. Zusammen mit den ohnehin vorhandenen Hilfsgeldern - das sind in Palästina Tausende Dollar pro Kopf und Jahr- sollte da so ziemlich alles möglich sien.