this post was submitted on 12 Sep 2024
142 points (96.7% liked)

DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz

2009 readers
381 users here now

Das Sammelbecken auf feddit.org für alle Deutschsprechenden aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg und die zwei Belgier. Außerdem natürlich alle anderen deutschprechenden Länderteile der Welt.

Ursprünglich wurde diese Community auf feddit.de gegründet. Nachdem feddit.de mit immer mehr IT-Problemen kämpft und die Admins nicht verfügbar sind, hat ein Teil der Community beschlossen einen Umzug auf eine neue Instanz unter dem Dach der Fediverse Foundation durchzuführen.

Für länderspezifische Themen könnt ihr euch in folgenden Communities austauschen:

Eine ausführliche Sidebar mit den Serverregeln usw. findet ihr auf der Startseite von feddit.org

___

founded 4 months ago
MODERATORS
 

Über ein Jahrzehnt bin ich nun politisch aktiv - ob in (linken) Gruppen, Vereinen, oder sogar mal irgendwo im Wahlkampf. Jeden Tag habe ich mich über tagesaktuelle Nachrichten informiert, aber auch mal grundlegende Literatur gelesen. Mittlerweile kann ich es nicht mehr. Jede Talkshow macht mich nur noch wütend, resigniert; ja, erschöpft mich regelrecht. Politik ist nichts als verlogenes, opportunistisches Aufgeschrecke und Verdummung der Bevölkerung. Will hier nicht auf ein stumpfes "die da oben" hinaus, weil es schon an der Basis beginnt und die gewählten Herren und Damen an der Spitze wirklich auch nur die Spitze des Eisbergs sind, die das ganze Gezetere schließlich verkaufen müssen. Der aktuelle negative Höhepunkt (also Tiefpunkt) ist die Debatte um die Migration, die zeigt wie unglaublich stupide und kurzsichtig Politik hier ist. Solingen passierte und einen Tag später übertrumpfen sich alle Parteien der Ampel bis Union und AfD in ihren rechten Forderungen. Und die Politik lässt sich von den Rechten treiben wie ein Tier in die Manege. Und plötzlich waren alle ja schon immer gegen "irreguläre" Migration (wo kommt dieses dumme Wort plötzlich eigentlich her?!) - gestern Abend wirft die SPD-Tante aus Bayern ein, dass die SPD (und Ampel) ja bereits sehr viel abschieben und die Union auch nicht mehr schaffen würde. Das erzählt man in so einem Nebensatz, der mittlerweile so leicht von den Lippen geht, dass es nicht mal mehr eine Lawine lostritt, oder uns kleine Schneeflöckchen noch groß kümmert. Wie weit haben wir das Overtonfenster mittlerweile nach rechts geschoben? Die "progressiven" Parteien haben längst verloren, weil sie gebetsmühlenartig das menschenfeindliche Geschwätz der Rechten übernommen haben und mittlerweile ja selbst das Patent darauf haben wollen. Wäre doch nur einmal jemand mit Rückgrat in der Politik, dem es nicht nur um das Verteidigen der eigenen Partei ging, der auch mal Fehler erkennen würde, der aus wirklicher Überzeugung handeln würde. Es wäre ein verdammter Lichtblick in diesem mandelbraunen Politikbrackwasser. Die glauben immer noch, sie könnten die "abgehängten" Wutbürger zurückholen, wenn sie der Faschistenpartei einen heimlichen Daumen nach oben geben, während sie nicht verstehen, dass sie ihnen bereits die Hofeinfahrt pflastern und ein Leuchtfeuer entzünden, dass den Rechten den Weg in die Parlamente weist. Es hat keine zwei Tage gedauert, bis die Ampel unter mittlerweile nicht mal mehr Bauchschmerzen das neue Migrationspaket vorgestellt hat, weil sie aus Unsinnigkeit und völliger Verdrossenheit Angst vor rechten Vordringen verhindern wollte; hat damit aber die ganze Debatte entkapselt und in das Rampenlicht gerückt, wo es de facto überhaupt nicht hingehört.

Kurzum: ich brauche Abstand von Politik und seinen Lakaien.

you are viewing a single comment's thread
view the rest of the comments
[–] [email protected] 23 points 1 month ago

Ich bin voll bei dir.

Es zeigt sich massiv, dass die Probleme nicht nur im Politikbetrieb selbst liegen, sondern in der Medienkultur und dem gesellschaftlichen Klima insgesamt. Die Entwicklung dort ist natürlich wiederum ein Ergebnis von politischen Entscheidungen, die vor 10, 20, 30 Jahren getroffen wurden.

Ich glaube Helmut Schmidt hat es auf den Punkt gebracht: "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen." Das ist die deutsche Haltung seit mindestens 40 Jahren. Es gibt keine Politiker, und keine Journalisten im Mainstream, die auf langfristige positive Zukunftsideen hinarbeiten und danach fragen.

Alles ist nur noch Taktik. Der nächste Wahlkampf, der nächste internaitonale Gipfel, die nächste Gesetzesinitiative, wo schon mal ordentlich Medienrummel gemacht wird, aber nicht inhaltlich, sondern wer mit und wer gegen wen. Entscheidungen, die erst in 10 Jahren ihre Wirkung entfalten werden nicht getroffen, weil man nach einem halben Jahr bei Lanz erklären muss, warum es noch keine Ergebnisse gibt.

Und dementsprechend sieht auch keiner von den "demokratischen" Politikern und Medien strategische Verantwortung, etwa bestimmte Grenzen nach rechts nichts zu übertreten, bestimmte Grundwerte nicht zu hinterfragen, bestimmte Bündnisse nicht einzugehen...

Wer dagegen strategisch und geduldig agiert, sind die Rechtsextremen. Hier das Overtonfenster etwas verschieben, da eine neue Parole einbringen... Auf dem Land anfangen und langsam in die Städte vorrücken...