this post was submitted on 21 Jul 2023
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Der Fehlschluss fängt schon dabei an, dass du meinst das RKI hätte die Maßnahmen verhängt und sei deswegen nicht neutral. Das RKI hat die Maßnahmen empfohlen, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und hat das Thema wissenschaftlich begleitet. Die Leute bekommen ihr Geld für Forschungsarbeit. Sie haben kein eigenes Interesse ihre Empfehlungen im nachhinein besser darstehen zu lassen, wenn das wissenschaftlich nicht belastbar ist. Genauso bekommen sie auch keinen Bonus dafür o.ä.
Das RKI ist auch nicht "der Staat". Wenn man meint etwas sei von "dem Staat" dann hat man meistens die Institutionen, Rechts- und Gesellschaftsordnung in der BRD nicht verstanden. Und das können und wollen die Schwurbler auch nicht verstehen. Deswegen ist es auch sinnlos hier mit Appeasement zu kommen. Das Wissenschaft kein Popularitätswettbewerb ist, und Institutionen wie das RKI weitestgehend unabhängig von der aktuellen politische Lage und dem Parteienzirkus sein muss, wird genauso nicht verstanden, wie die Tatsache, dass so eine Studie natürlich von anderen Wissenschaftlern kritisch überprüft wird.
Du kannst einen Blinden nicht an das Steuer eines Flugzeugs setzen, und der Versuch das Cokpit blindengerecht zu machen nutzt weder den Blinden, noch den Piloten, die dann damit arbeiten müssen.
Wo habe ich denn behauptet, das RKI hätte irgendwelche Maßnahmen verhängt?
RKI ist staatlich. Dafür, sie für an inoffizielle Weisungen gebunden zu sehen, genügt in der Tat Unbedarftheit und mangelndes Wissen.
Jeder Schwurbler will das nicht verstehen, aber nicht jeder, der es nicht versteht, ist ein Schwurbler.
Wo liest du eine Aufforderung zur Beschwichtigungspolitik heraus? Oder war das eine eher allgemeine Äußerung?
Ich habe doch nur die mangelhafte Glaubwürdigkeit angemerkt. Glaubwürdigkeit und Richtigkeit sind schlicht logisch unabhängig von einander, alle 4 Kombinationen sind ohne Weiteres möglich. Deine Kenntnisse über die Funktionsweise des gegenwärtigen Staates sind, meiner Erfahrung nach, weit differenzierter, als es beim Durchschnitt voraus zu setzen ist.
Hitler meinte einmal treffend, dass sich Propaganda nach dem geistigen Horizont des Beschränktesten unter den Adressaten richten muss, und von Propaganda verstand er eine Menge, deshalb war er ja so gefährlich.
Wie ich schon sagte, Glaubwürdigkeit ist das Problem.
RKI = staatlich, RKI sagt, RKI hatte Recht → Staat sagt, Staat hatte Recht.
Ein schön einfacher, glaubwürdiger Gedankengang. Das dieser weder richtig noch falsch ist, sondern Unsinn, ist nicht der Punkt, denn dazu müsste man sich etwas mehr mit der Sache beschäftigen, als viele wollen.
Vergleiche diesen Gedankengang mal hinsichtlich der Einfachheit und Griffigkeit mit allem, was dir dazu sachlich richtiges einfällt.
Dass die Wahrheit so nicht ist, wissen wir beide, aber um Wahrheit geht es leider nicht. Mit der Nummer hat das RKI den Feinden der freiheitlich demokratischen Grundordnung einen Propaganda-Dienst erwiesen, und so viel Unbedarftheit ärgert mich irgendwo schon.
Dann mal umgekehrt gefragt, wäre es nicht genauso ein Propagandadienst, ein deutlich stärkerer sogar, dem nachzugeben?
Dann wird aus "RKI beauftragt unabhängige Forschungseinrichtung zur Bewertung der Coronamaßnahmen" -> "Ahh siehste? Die haben Dreck am Stecken und das muss einer von außen prüfen. Aber den haben die ja sowieso bezahlt, also schreibt der auch nur was sie hören wollen. Seht her ich bin so kluk!!11!!"
Also wird die Glaubwürdigkeit der Studie nicht verbessert. Die Institution RKI wird aber geschwächt, weil man im vorauseilendem Gehorsam die Vorurteile der Schwurbler legitimiert hat. Dazu kommt noch, dass man das Gefüge und die Prozesse der wissenschaftlichen Institutionen an sich beschädigt, weil man die Prozesse eben nicht mehr sachlich und auf überprüfbare Ergebnisse ausrichtet. Stattdessen unterwirft man den Prozess dem vermuteten Willen von offensichtlich irrationalen und nicht an wissenschaftlichen Ergebnissen interessierten Gruppen.
Ich sagte ja, dass es um die Neutralen geht, die durchauch auch unbedarft sein können. Wissenschaft ist so ein abstraktes Zeuchs, das »man sich schlecht vorstellen kann« etc., aber gerade in dieser Hinsicht unbedarfte Menschen haben meiner Erfahrung nach einen recht gut ausgebildeten sozialen Instinkt (das kann gut oder schlecht sein).
Wenn nun Schwurbler argumentieren »Jaja, ›unabhängig‹, wer bezahlt’s?«, dann wirkt das zumindest etwas bockig. Immerhin kann es durchaus geschehen, dass die ›unabhängige‹ Einrichtung ihre Unabhängigkeit zu wörtlich nimmt, es ist ein gewisser Risikofaktor. Außerdem finanziert sie sich vielleicht weniger über Steuergelder oder Staatsaufträge und will deshalb ihren Ruf wahren, denn der ist ihr eigentliches Kapital.
Dass das RKI seine eigenen Ratschläge hinterher wissenschaftlich untersucht, zeugt natürlich davon, dass es dem wissenschaftlichen Anspruch gerecht zu werden sucht, aber es ist so zu sagen ›unmenschlich‹. Würden sie ihre Fehler leugnen und vertuschen, dann wäre das ›menschlich‹.
Dass die nach ihren eigenen Fehlern suchen, ist dem sozialen Instinkt nur schwer zu vermitteln, dass das für das RKI positive Ergebnis Rechthaberei, Vertuschungsversuch oder Eichenlaub ist, ist liegt eben diesem sozialen Instinkt nur zu nahe …
die Inbedarften holst du nicht damit ab, dass du für sie im voraus mögliche Vorurteile festigst, sondern dadurch das du sie mit Argumenten entkräftest.
Jaha! Aber warum sollten sie dir diese Argumente glauben. Dass du sie logisch schlüssig mit wissenschaftlichen Studien beweisen kannst, hilft da nicht.
Die Frage ist nicht, was, sondern wem sie glauben.
Dann sind sie nicht unbedarft, und jede weitere Form das zu unterstützen steigert nur die Gefahr, dass sie in die Schwurbelei abrutschen.